tz. 38. Der athkiiäiscbe Bund und Athens Glan;.
93
Ä. Athens Vorherrschaft.
J. Der athenäische Bund und Athens Glanz.
§. 38. Vtßcii der spartanische König Pausanias auf einem
Seezuge, auf welchem er Cppern und Byzanz von den Persern
befreite, die Griechen der Inseln anmaßend behandelte, s o
s ch l o ß e n s i ch diese lieber a n A t h e n an, a l s a n
Sparta, obwohl letzteres bis jetzt noch den Vorrang be-
hauptete. Ohnedieß hielt es Sparta zur Aufrechthal-
tung der alten Sitteneinfalt für besser, seinen
Antheil an den weitern Unternehmungen gegen die Perser
aufzugeben, und beschäftigte sich zunächst mit den Angelegenhei-
ten des peloponnefischen Bundes, dessen Haupt es immer blieb.
Dadurch gewann Athen freiere Hand und wurde Haupt
der ü b r i g e n griechischen Staaten des Fest-
lands u n d d e r Inseln. Sein Streben gieng nun dahin,
einerseits die Glieder dieses atheiräischen Bundes immer
enger mit sich zu verbinden, um nach Außen gegen Sparta sich
zu decken, anderseits nach Innen seinem Gemeinwesen die
freieste Entwicklung zu geben. Auch hierbei waren Th emi-
st o k l e s und A r i ft i d e s wieder am thätigsten.
Da Athen, welches unterdeß aus seiner Zerstörung wieder
aufgebaut worden war, durch Sparta's Eifersucht fortwährend
gehindert wurde, auch seine Mauern wieder herzuftellen, so
brachte es T h e m i st o k l e s durch List dahin, daß Athen den-
noch seine Mauern erhielt. Auch betrieb er die Befestigung
des neuen Seehafens P i r ä e u s, damit, wenn Athen zu
Lande angegriffen würde, man sich in den Piräeuö zurückziehen
und durch die Flotte vertheidigen könnte.
Die Leitung der athenäischen Bundesangelegenheiten hatte
Aristides unter sich, und da besonders Seeunternehmungen
gegen Persien der Zweck dieses Bundes waren, wozu Geld
und Schiffe gegeben werden mußten: so war Niemand ge-
eigneter, die Beiträge jedes bundesgenössischen Staates gerecht
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lui- ' §. 41. Griechenlands Abspannung.
Theben, das nur in Epaminondas groß war, kannte
bloß die Genüsse niedriger Schwelgerei; Sparta hatte
mit der Änderung seiner alten Einrichtungen allen sittlichen
Halt verloren, und Üppigkeit, Habsucht, Geldstolz, Be-
drückung der Armen war in ihm herrschend geworden;
Athen, obwohl durch seine geistige Bildung in Kunst,
Philosophie und Beredtsamkeit noch immer weit über alle
hervorragend, vermochte doch weder aus den Lehrspstemen
seiner Philosophen, eines Plato, Aristoteles re., noch
aus den Anschauungen der Werke seiner Künstler, eines
Praxiteles, Z e u r i s n\, noch aus den Darstellungen
seiner Redner, eines Isokrates, Demosthenes re.—
jene höhere Kraft zu ziehen, die zur Abwehr
eines durch Genußsucht, Habsucht und Herrsch-
sucht herbeigeführten Verfalls nöthig gewesen
w ä r c.
Was jedoch von den Bestrebungen jener edlen Geister
übrig blieb, sollte noch späten Zeiten zur Hebung ihrer
sittlichen und geistigen Bildung dienen. Vor allen sind cs
(der ideale) Plato und (der kritische) Aristoteles, die
als die zwei höchsten, obgleich sich entgegengesetzten, nichts
desto weniger aber gleich nothwendigen und gleich werthvollcn
geistigen Größen der alten (heidnischen) Welt dastehen, über
die hinauszukommen ihr zwar nicht vergönnt war, um die
sich aber alles Suchen nach Wahrheit auf dem Wege bloß
menschlicher Forschung ewig bewegen wird. Ja, von
Pl at o muß anerkannt werden, daß nicht nur seine religiöse
Ansicht von Gottes Daseyn, Wesen, Namen, Eigenschaften
und Werken d e m E h r i st e n t h u in auffallend nahe
st e h t, sondern auch daß seine Moral in Betreff der Lehren
vom Wesen und Werth der Seele, von der Natur und Wir-
kung der Sünde, von dem Zusammenhang zwischen Unglauben
und Unsittlichkeit, von dem Adel und der Beschaffenheit der
Tugend und von der Fortdauer und Vergeltung nach dem
Tode nicht selten auf eine überraschende Weise mit der christ-
lichen Sittenlehre übereinstimmt. Dazu kommt bei ihm noch,
daß er nirgends sagt, er habe diese Überzeugungen rein aus
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§. 56. Der jugurthinische und cimbrische Krieg. 147
hoben sich am Ende -über alles Recht hinweg. Davon gab
besonders
112—106 der jugurthinische Krieg den klarsten Beweis.
In Numidien hatte Masinissa's Enkel, Jugurtha, seine
Miterben, die Söhne seines Oheim's, um allein regieren zu
können, ermordet, und den römischen Senat, der den Er-
mordeten ihr Recht gewährleistet hatte, durch Geld be-
schwichtigt.
Da jedoch ein Volkstribun diese Bestechlichkeit rügte,
und man nun gegen den Jugurtha eiuschreiten mußte, so
wußte dieser durch neue Bestechungen den Heöreszug gegen
ihn zu vereiteln und nachher auch die persönliche Strafe,
die ihm drohte, von sich abzuwenden, bis er es so weit
trieb, daß der Krieg gegen ihn wieder ausgenommen und
einem unbestechlichen Manne aus der Adelsklafse, dem Casus
Metellus, übertragen wurde.
Unter diesem stand als Unterfeldherr Znnrius, ein
Mann aus niederem Stande, von ausgezeichneter Kraft und
Feldherrngeschicklichkeit, dabei aber rohem Wesen. Dieser
Mann brachte es während jenes Krieges dahin, daß er,
durch die große Gunst, in der er wegen seines Eifers ge-
gen die Vornehmen bei dem Volke stand, zum Cónsul
gewählt und ihm an des Metellus Statt die Fortsetzung
des Krieges übertragen wurde. Nachdem er den Jugurtha
geschlagen hatte, beendigte sein Unterfeldherr Sulla, ein
Mann von vornehmer Herkunft, den Krieg dadurch, daß
er die Auslieferung des Jugurtha erwirkte, den
man nachher im Gefängnisse den Hungertod sterben ließ.
Unterdessen war der römische Staat an seiner Nord-
gränze von einem Feinde, der alle früheren an Furcht-
barkeit übertraf, in die äußerste Gefahr versetzt worden. Von
ihrer Heimath an der Ostsee ausgewandert, hatten nämlich
113 die Cimbern und Teutonen, germanische Völ-
kerstämme, ein römisches Heer in den steyrischen Alpen,
und nachher auf ihren Zügen durch Helvetien und Gallien
noch vier römische Heere geschlagen, so daß die Römer sich
10*
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z. 65. Sieg des Chrkstenthums über das Heidenthum. 177
der Gesinnung bei den meisten Christen ab; und da nicht das
ganze Leben der Kirche nach Innen und Außen vom christ-
lichen Geiste durchdrungen ward, sondern heidnische Gebräuche,
heidnische Gesetze, heidnische Philosophie fortwährend ihren
geheimen Einfluß übten: so überwog in der Kirche nur zu
bald die äußere Form über das innere Wesen und that der
Wirkung des Evangeliums Abbruch.
Eben das bereits eingerissene Verderbniß unter vielen Be-
kennern der christlichen Kirche und die verkehrt-christliche Er-
ziehung, welche Constantius' Nachfolger Juliarrus (Apostñta,
361—363) am Hofe erhalten hatte, war Schuld, daß dieser
sonst geistvolle und sittenstrenge, aber von Leidenschaftlichkeit
und Eitelkeit nicht freie Kaiser sich lieber der heidnischen Phi-
losophie zuwendete, und in seinem, nur auf das Äußerliche
gerichteten Sinne das Christenthum verspottete, dagegen das
Heidenthum durch Verbesserung seines Cultus wieder zu be-
leben suchte. Doch dieß gelang ihm nicht, und als er in einer
Schlacht gegen die Perser gefallen war, setzte sein Nachfolger
I o v i a n das Christenthum wieder in seine Rechte ein.
Während hierauf Kaiser Valentinian I im Occident
Duldung übte, begünstigte Valens, sein Bruder und Mit-
regent im Orient, den Arianismus, und verfolgte die An-
hänger der allgemeinen Kirche. Erst der Nachfolger des
letztem, Theodosius der Große (379—395), verschaffte
durch die obgenannte Kirchenversammlug zu Constantinopel
(381) dem nicänischen Glaubensbekenntnisse allgemeine
Geltung, und suchte, besonders als er 392 alleiniger Herrscher
über das ganze Reich wurde, durch das strengste Verbot des
Götzendienstes den Sieg des Christenthums zu befestigen.
Allein die römische Welt war sittlich schon zu versunken., als
daß das Evangelium in ihr hätte lebendig werden können.
Dasselbe bedurfte einen frischeren, unverdorbeneren Boden,
um recht tiefe Wurzeln schlagen zu können. Und diesen fand
es in der germanischen Welt.
12
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h. 10 J. Schwedens Fall und Rußlands Erhebung. 299
ßenden Hülle feiner Bildung, jener Geist sittlicher Unrein-
heit, völliger Gleichgültigkeit gegen das Heilige, despotischer
Willkühr, leichtsinniger Verschwendung, launenhafter Mode-
sucht, welcher von Paris aus nicht nur ganz Frankreich,
sondern auch fast alle Völker und Staaten Europa's seuchen-
artig ergriff und die sittlichreligiösen Stützen des Völker-
glücks und Staatenbeftandes untergrub.
L. Schwedens Fall und Rußlands Erhebung.
§. 101. Mährend dieser Bewegungen und Veränderungen im
Westen Europa's war auch der Norden und Osten in Er-
schütterung : denn dort war Schweden mit Dänemark,
Rußland und Polen im Kampf.
Schweden war unter der Regierung C h r i st i n a' s,
der geistvollen, aber ganz unweiblichen Tochter Gustav
Adolfs, die erste nordische Macht geworden. Unter
Karl X (von Pfalz-Zweibrücken, Gustav Adolfs Schwe-
stersohne, zu dessen Gunsten Christina die Krone nie-
derlegte, um in Frankreich katholisch zu werden und in
Italien ein ungebundenes Leben zu führen) hatte sich diese
Macht in einem Kriege mit Polen durch Eroberung
Liefland's und mehrerer dänischen Znseln erweitert und
sich auch unter Karl Xi in dem gleichen Umfang erhalten:
— als die Minderjährigkeit Karl Xii, welcher 1697 seinem
Vater auf dem Throne folgte, den Feinden Schwedens die
beste Gelegenheit zu seiner Schmälerung zu bieten schien.
Diese Gelegenheit erfaßte nun zunächst Rußland.
Rußland hatte auch unter den Nachfolgern Zwan's
Wasil jewitsch ( §. 81 a. E.) sich weiter entwickelt.
Wasilei Iv (1505 — 1534), der zuerst den Czaarstitel
annahm, hatte durch die Errichtung der S t r e l i tz e n (einer
Leibgarde) den Grund zu einem stehenden Heere gelegt,
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Extrahierte Personennamen: L._Schwedens Gustav
Adolfs Gustav Adolfs Karl_X Karl Gustav_Adolfs_Schwe- Gustav Adolfs Christina Karl_Xi Karl Karl_Xii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Schwedens Paris Frankreich Westen_Europa's Polen Frankreich Italien Schwedens
80
tz. 30. Sparta.
Heloten (Abkömmlinge einer von Sparta besiegten Stadt)
waren die eigentlichen Sclaven oder Leibeigenen, die vom
Staate einem Grundbesitze zugetheilt waren.
2. Das ganze Land war Eigenthum des Staates d. i.
der Spartiatengemeinde; jede Spartiatenfamilie bekam ein
Grundstück zur Benützung, durfte es aber nicht veräußern;
die Perioiken bekamen zwar gleichfalls Landstücke zur Be-
nützung, aber gegen Zinsabgaben; die Heloten mußten das
Land bauen.
3. Der eigentliche Spartiate durfte kein Geld von Gold
oder Silber, sondern nur von Eisen führen; doch bei den Pe-
rioiken, welchen allein Handel und Gewerbe zufiel, mag sich
auch erstere Art von Geld gefunden haben. Aller Aufwand in
Kleidung, Gerüche und Nahrung war verboten; und damit
keiner üppig lebe, mußte immer eine Anzahl Spartiaten die
täglichen, höchst einfachen Mahle öffentlich mit einander halten
(die Syfsitien). Ilm die einfache Lebensart zu erhalten, war
auch jeder Verkehr mit Fremden verboten.
4. Die Kinder gehörten von ihrer Geburt an dem Staate,
und wurden auf dessen Kosten von ihrem siebenten Jahre an
in öffentlichen Erziehungshäusern erzogen. Die Erziehung war
sehr streng, und suchte Verständigkeit im Urtheile, Kürze und
Bündigkeit in der Rede, Abhärtung des Leibes gegen alle
Schmerzen und Beschwerden, Much und Tapferkeit bis zur
Todesverachtung, Aufopferung von Gut und Leben für's
Vaterland zu erzielen.
5. Die oberste Leitung des Staates war anfangs bloß
in den Händen der 30 G e r o n t e n, von denen die beiden
Ersten den Titel Könige führten und aus dem Geschlechte der
Herakliden waren. — Späterhin beim Eintritte neuer Be-
dürfnisse entstund das Amt der fünf Ephoren, die allmäh-
lig eine Aufsicht über die Geronten und die meiste Macht im
Staate bekamen. — Bei Änderung oder Einführung nener
Gesetze und Bestimmungen hatte auch die gesummte Volks-
g emeinde (d. i. die Spartiatengemeinde) das Stimmrecht,
und aus ihrer Mitte gieng die Gerusia oder ein ständiger
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h. 33. Sparta.
81
Bürgerausschuß zur Vorbereitung der an die Volksversamm-
lung zu bringenden Fragen hervor.
Welche innere Tüchtigkeit, bei aller Rohheit und Einseitig-
keit, dem dorischen Character inne wohnte, zeigte sich in der
Selbstverläugnung, mit der jeder Spartiate, der doch vor der
lpkurgischen Zeit stets in schroffem Eigenwillen sich dem An-
dern, wie dem Ganzen entgegengesetzt hatte, eine Verfassung,
in welcher der Einzelne für sich nichts, das Ganze
Alles galt, freiwillig annahm und lange heilig hielt.
Daß übrigens das rauhe kriegerische Wesen, dem das
Gefühl für Zartheit und Anmuth, so wie für Kunst
und Wissenschaft fremd war, gerade durch diese Verfas-
sung vorherrschend erhalten wurde und leicht zu ungerechten
Übergriffen führte, zeigten bald darauf Sparta's Angriffe auf
das benachbarte M e sse n i e n.
Zm ersten me sse nischen Kriege, der 19 Jahre
lang währte, mußten sich die Messenier nach dem Falle der
Stadt Jthome 722 v. Ehr. unterwerfen: ein Theil derselben
flüchtete sich nach Italien und stiftete dort Colonieen. Der
Aufstand des heldenmüthigen Aristomones führte 685 den
zweiten messenischen Krieg herbei, in welchem an-
fangs die Spartaner int Nachtheil waren, nachher aber, an-
gefeuert durch die begeisternden Gesänge des Dichters Tyr-
täus (den ihnen die Athener statt eines Feldherrn zu Hülfe
gesandt), die Messenier besiegten und dieselben zwangen, sich
auf die Bergveste Jra zurückzuziehen, wo diese sich durch die
außerordentliche Kühnheit ihres Anführers noch lange hielten,
bis endlich Jra's Fall die Unterwerfung der Messenier her-
beiführte, und die Auswanderung des Restes jener Tapferen
zur Gründung von M e ssa n a (jetzt Messina), einer messeni-
schen Colonic auf Sizilien, Veranlassung gab.
Da die Spartaner Geld und Handel, Kunst und Gewerbe
nicht achteten, und ihre Verfassung vorzüglich auf dem Grund-
besitz ruhte, also Adelsherrschaft oder Aristokratie war, so
konnte bei ihnen (weil sie keinen auf Geldreichthum fußenden
6
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100 §. 40. Der peloponnesische Krieg.
Gott sich befinden müsse. — Daß, er diese Philosophie in's
Leben einzuführen, sie zur Lebensweisheit zu machen
suchte, und daß sie bei ihm wirklich in's Leben eindrang und
in seinen Umgebungen das Schlechte zu vernichten und das
Bessere neu zu gestalten unternahm, das zog ihrem Urheber
den Tod zu.
Die Schaar der schönrednerischen, nicht um Wahrheit,
sondern bloß um Ehre, Geld und Sinnenlust bekümmerten
Sophisten aus verschiedenen Ständen, deren gottentfrem-
detes , lügenhaftes, hochmüthiges und habsüchtiges Wesen
Sokrates einerseits mit schonungslosem öffentlichen Tadel auf-
deckte, anderseits durch seinen tugendhaften, uneigennützigen
Wandel beschämte, wurde dadurch zum größten Neid und
Haß gereizt, so daß sie ihn erst durch Verläumdung, Schmä-
hung und Verspottung in der öffentlichen Meinung zu ver-
nichten suchten, und als dieß nicht gelang, zuletzt durch falsche
Ankläger als einen Verächter der Götter, Verführer der
Jugend und Staatsverräther darstellten.
Da ungeachtet der scharfen Ironie, mit der sich Sokrates
* vertheidigte, seine Richter ihn nur mit einem Mehr von drei
Stimmen für schuldig erklärten, so hätte er sich durch die
Wahl zwischen Verbannung und lebenslänglichem Gefängniß,
oder auch einer Geldbuße aus dem Vermögen seiner Freunde,
vom Tode erretten können; allein er verschmähte dieß, und
der aus dem Stolz der Tugend fließende, schneidend ver-
achtende Ton, mit dem er das Urtheil seinen Richtern über-
ließ, brachte die meisten derselben nun so auf, daß sie ihn
zum Tode verurtheilten.
Heiter und muthvoll gieng Sokrates in das Gefängniß,
und durch einen besondern Umstand konnte er noch dreißig
Tage lang seine ihn täglich besuchenden Schüler in seinen
Lehren befestigen. Nachdem er noch am letzten Tage viel
über Tod und Unsterblichkeit gesprochen und seine weinenden
Freunde getröstet hatte, trank
399 Sokrates den Giftbecher, den ihm der Kerkermeister
brachte, mit der größten Ruhe, und gab in seinem Sterben,
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134 tz. 52. Noms Ausbreitung über Unteritalien.
Da Rom verödet war und Armuth die Plebejer zu dem
Vorhaben vermochte, sich in V e j i anzusiedeln, gelang es den
vernünftigen Vorstellungen des Camillus, sie davon abzubrin-
gen, und die Stadt wurde wieder aufgebaut.
Da ein großer Theil der Plebejer dadurch in tiefe Schulden
und deßhalb in Abhängigkeit von den Patriciern gerathen
war, that der gegen Camillus zurückgefetzte Manlius alles,
sie mit Aufopferung seines Vermögens daraus zu befreien;
dadurch aber zog er sich bei den Patriciern Haß, Anklage
und Verurtheilung zu. Von dem Volke aus dem Gefäng-
nisse befreit, suchte .er sich nun durch Versuche zum Umsturz
der Verfassung zu rächen und wurde deßhalb zum Tode ver-
urtheilt und vom tarpejischen Felsen hinabgestürzt.
Der Streit endigte sich damit, daß die Staatsländereien
etwas billiger vertheilt und ein Plebejer zum ersten
Cónsul ernannt wurde.
Von nun an errangen die Plebejer, wiewohl stets unter
starkem Widerstreben der Patricier, ein hohes Staatsamt um
das andere, bis sie endlich bis zum Jahre
337 zu allen weltlichen Staatswürden, und bis zum
Jahre
300 auch zu den priesterlichen Würden zugelassen
w u r d e n.
I. Rom'ö mittlere Zeit.
Z. Ronsss Ausbreitung über Unteritalien.
§. 52. Nach noch einigen Kämpfen mit den Galliern und Tus-
* eiern wurden die Römer
342 in schwere Kriege mit den Samnitern verwickelt, in
welchen sie durch eine Reihe von tapfern Thaten ihren
strengen Mannssinn und ihr angeborenes Kriegstalent
bewährten.
Der erste samnitifche Krieg wurde nach einigen
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218
§. 78. Die pyrenälsche Halbinsel.
reich, das gegen das Ende des 13. Jahrhunderts unter
Pedro Iii, durch dessen Vermahlung mit der Tochter Man-
freds Iii (Bruders Kaiser Konrad's Iv), den Besitz von
Sizilien erwarb; — der älteste Sohn erhielt Castilien als
Königreich, an das nachher Leon durch Erbschaft fiel.
Gegen das Ende des 11. Jahrhunderts lebte in Castilien
der durch seine heldenmütige Tapferkeit in den Kämpfen gegen
die Mauren berühmt gewordene Cid, der Eroberer von
Valencia (gest. 1099). — Die Kämpfe der Christen gegen
die Mauren in Spanien hatten immer mehr Erfolg, besonders
durch die Tapferkeit der im 12. Jahrhundert dort entstandenen
geistlichen Ritterorden, bis durch die verbündete Macht der
Könige von Castilien, Aragonien und Navarra (seit dem
Siege bei Tolosa 1212) die arabische Herrschaft auf
Granäda beschränkt wurde, wo sie sich noch einige Jahr-
hunderte lang erhielt, weil Castilien und Aragonien selbst
häufige Kriege mit einander führten.
Castilien besonders litt unter Alfons dem Weifen
und seinen Söhnen viel durch innere Zerrüttungen, welche
meist durch die anmaßlichen Eingriffe der Großen in die
königlichen Rechte verursacht wurden, bis endlich die Ver-
mähluung Jsabella's von Castilien mit Ferdinand
von Aragonien die Vereinigung dieser beiden
Königreiche 1474 zur Folge hatte. Die Regierung Ferdi-
nands und Jsabella's und ihres großen Ministers, des durch
Thätigkeit, Scharfsinn, Einfachheit und Frömmigkeit ausge-
zeichneten Cardinals Zbimenes, befestigte die königliche Macht
im Reiche durch kräftige Maaßregeln, besonders durch die Ein-
führung der Jnquifitionsgerichte. (S. §. 73 a. E.)
Die Inquisition oder das Ketzergericht war in Spa-
nien seit 1481 zunächst eigentlich gegen die Juden und Mo-
hammedaner, so wie gegen solche Christen, die zu diesen Seelen
übertraten, gerichtet, wurde aber bald von den spanischen
Königen dazu gebraucht, den Adel und den Klerus im Zaum
zu halten und überhaupt alle diejenigen Personen zu ver-
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Extrahierte Personennamen: Pedro_Iii Alfons Ferdinand
von_Aragonien Ferdinand Cardinals_Zbimenes